Zukunftsvisionen für Première Vision: Ein Interview mit Florence Rousson, CEO PV S.A.

PV Paris
Foto: Première Vision

Florence Rousson ist seit einigen Monaten CEO der Première Vision S.A. und verantwortet die PV-Veranstaltungen innerhalb der GL Events Gruppe. Sie bringt über zehn Jahre Erfahrung in der Organisation von Fachmessen und B2B-Events mit und setzt ihre Expertise nun dafür ein, die Zukunft der Modebranche aktiv zu gestalten.

Eine ihrer ersten bedeutenden Entscheidungen war die Anpassung des Kalenders der Pariser Messe: Die zweite Ausgabe wurde von Juli auf September verschoben, basierend auf dem Feedback von Unternehmen, die September als besseren Zeitpunkt bevorzugen. Dadurch möchte GL Events flexibler auf die Bedürfnisse des Marktes eingehen und die Teilnahme für die Akteure der Branche attraktiver gestalten. Die kommende Februar-Ausgabe wird sich auf das Thema Wissen konzentrieren, während im September die Themen Innovation und Beschaffung im Fokus stehen. Ziel ist es, inspirierende Inhalte, spannende Persönlichkeiten und neue Aktivitäten zu präsentieren, die die gesamte Branche begeistern und voranbringen.

Im Interview spricht Florence Rousson über ihre Vision für die Zukunft der Mode, ihre Ansätze zur Förderung von Innovation und die Bedeutung der Zusammenarbeit, um die Branche nachhaltig zu gestalten.

Première Vision Florence Boussin
Florence Rousson, CEO Premiere Vision S.A.

In diesen herausfordernden Zeiten kann es komplex sein, auf Marktbedürfnisse zu reagieren. Viele Messen reagieren auf die Anforderungen des Marktes, doch Zufriedenheit ist nicht immer garantiert. Wie leicht ist es, auf Marktnachfragen im Hinblick auf Planung und Risikomanagement zu reagieren?
Für Unternehmen ist das generell keine leichte Aufgabe. Über Jahre hinweg hatten wir eine klare Positionierung, der Markt wuchs stetig, die Nachfrage und die Bestellmengen waren hoch. Jetzt ist es für uns alle schwierig, eine klare Vision sowohl für die unmittelbare als auch für die langfristige Zukunft zu haben. Die Messe selbst spiegelt wider, wie sich der Markt bewegt. Wir haben vielleicht nicht alle Antworten, aber es ist entscheidend, nah am Markt zu bleiben, zuzuhören und neue Ansätze auszuprobieren. Es ist wie bei einem Unternehmen, das sein Sortiment an die Kundenbedürfnisse anpasst – der erste Versuch ist nicht immer perfekt. Die Welt verändert sich, und Beschaffungsmethoden entwickeln sich global weiter. Wir müssen uns anpassen, vielleicht einige Themen loslassen und uns auf andere konzentrieren.

Première Vision
Foto: Première Vision

Du hast die Bedeutung von Innovationen angesprochen, während traditionelle Handwerkskunst bewahrt wird. In einer Zeit von Fast Fashion und Hightech – wie bewahren wir die Faszination für traditionelle Handwerkskunst für ein modernes Publikum?
Ich denke, es ist wichtig, aus verschiedenen Einflüssen zu lernen, auch aus der Wissenschaft. Für die kommende Februarausgabe der Messe werden wir mehr Handwerkskunst in die Ausstellung integrieren und eine Plattform bieten, wo sie ihre Arbeiten präsentieren können. Es geht nicht nur darum, Produkte zu zeigen, sondern Geschichten zu erzählen, den Entstehungsprozess hervorzuheben und das Handwerk wertzuschätzen. Diese emotionale Verbindung ist entscheidend, besonders im Luxus- oder Premiumsegment, wo die Nachfrage nach personalisierten Produkten wächst. Viele dieser Handwerker arbeiten lokal, was auch den Umweltaspekt unterstützt. Themen wie Kreation, Personalisierung, Emotionen und Storytelling sind wesentliche Aspekte, die bei heutigen Verbrauchern Anklang finden.

Première Vision
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Es gibt definitiv eine emotionale Verbindung zu Handwerkskunst und Individualismus, doch oft liegt die Herausforderung in der finanziellen Verpflichtung. Müssen die Menschen dies als Investition sehen, die vielleicht zwei oder drei Saisons benötigt, um Früchte zu tragen?
Ja, da hast du vollkommen recht. Es ist wichtig, während der Messe die Gelegenheit zu nutzen, um diese breitere Perspektive zu vermitteln – dass eine Investition über eine einzelne Saison hinaus notwendig ist. Direkte Gespräche mit den Menschen auf der Messe unterstreichen diese Botschaft. Physische Verbindungen fördern stärkere Partnerschaften und tiefere Austauschmöglichkeiten – etwas, das wir auf Messen und B2B-Veranstaltungen priorisieren.

Lass uns über Swimwear und Sportswear sprechen, was sich stark von traditioneller Handwerkskunst unterscheidet. Welche Trends oder Innovationen können wir im Februar erwarten?
Für die Spring/Summer-Edition 2026 sehen wir aufkommende Trends, die auf Vielseitigkeit, Innovation und Nachhaltigkeit setzen, mit einem Fokus auf leichte und luftige Stoffe. Es gibt viel Inspiration aus dem Outdoor-Sportbereich, mit funktionalen und ästhetischen Details. Komfort bleibt ein zentraler Aspekt, mit gemütlichen, flexiblen Textilien, die sowohl für Activewear als auch für Streetwear geeignet sind. Nachhaltigkeit bleibt ein großer Schwerpunkt, insbesondere bei der Verwendung von Verbundstoffen und recycelten Materialien. Zudem wächst das Interesse an der Einzigartigkeit recycelter Stücke.

Première Vision
Foto: Première Vision

Zum Thema Nachhaltigkeit gibt es viel zu diskutieren. Wie hat sich das A Better Way-Programm seit seiner Einführung entwickelt?
Anfangs lag der Fokus ausschließlich auf Stoffen – der Analyse der Produkte von Unternehmen, die an der Messe teilnehmen. Jetzt haben wir den Umfang erweitert und bieten eine breitere Kommunikation für Besucher, um ihnen die ausgestellten Stoffe und Materialien verständlicher zu machen. Zudem veranstalten wir Talks und Konferenzen, um Käufern bei der Orientierung in neuen Vorschriften und Verbrauchererwartungen zu helfen. Dieser ganzheitliche Ansatz betrifft inzwischen alle Bereiche von Première Vision und ist zu einem Grundpfeiler unserer Identität geworden.

Ich habe bemerkt, dass Nachhaltigkeit zwar ein Standardthema geworden ist, die tatsächliche Verpflichtung zu nachhaltigen Produkten jedoch nachlässt, obwohl neue Vorschriften eingeführt werden. Wie kann die PV Paris es Ausstellern und Besuchern erleichtern, Nachhaltigkeit zu übernehmen?
Die Vorschriften variieren erheblich von Land zu Land, und genau hier kann Première Vision unterstützen, indem wir Ausstellern helfen, diese Unterschiede zu navigieren. Wir teilen Informationen und organisieren regionale Schwerpunkte, um einen umfassenden Überblick über die Entwicklungen in verschiedenen Regionen zu geben. Es ist ein komplexes europäisches Politikum.

Première Vision
Foto: Première Vision

Ein weiterer interessanter Aspekt: Nutzen Besucher die verfügbaren Services effektiv, wie das Hosted-Guest-Programm oder die PVCube-Matchmaking-Services? Oder werden diese manchmal übersehen?
Das ist ein zentraler Punkt. Wir produzieren viele Inhalte, und PVCube, das im Juli gestartet wurde, beinhaltet eine App mit Informationen zu Matchmaking und Tools, um Besuche zu optimieren. Das Ziel ist es, das Erlebnis basierend auf unserer Expertise und den teilnehmenden Key Playern zu personalisieren. Das Hosted-Guest-Programm hilft uns zudem, die Bedürfnisse der Gäste besser zu verstehen und unsere Angebote entsprechend anzupassen.
Aus meiner Perspektive, die deutschsprachige Länder, die Niederlande und Polen umfasst, sehen wir die Rückkehr von Key Playern der Sportindustrie, die nach Jahren wieder an der Première Vision teilnehmen. Unsere Rolle hat sich dahin entwickelt, über die Veranstaltung hinaus kontinuierliche Unterstützung zu bieten – durch Webinare, Teaser und gezielte Möglichkeiten. Wir begleiten Marken und Linien von den größten Ready-to-Wear-Premium-Anbietern durch diesen Prozess und bieten maßgeschneiderte Services.

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Glaubst du, dass das Kernelement einer Messe darin liegt, echte Verbindungen zu schaffen, oder eher darin, Sichtbarkeit zu wahren?
Es geht vor allem um Verbindungen. Digitale Tools bieten zwar Möglichkeiten, aber physische Events ermöglichen authentische Begegnungen. Es ist auch wichtig, dass Marken ihre Sichtbarkeit bewahren und ihre Kunden stärken. Schließlich ist eine Messe ein Ort, an dem die Zuverlässigkeit von Informationen garantiert wird. In einer schnelllebigen Welt ist es unbezahlbar, Trends, Aussteller und Gespräche als vertrauenswürdig wahrzunehmen.

Was ist ein Motto, an dem sich die Branche orientieren sollte?
Eine der größten Herausforderungen ist das Fehlen einer klaren langfristigen Marktperspektive. In der Vergangenheit endeten Krisen, und wir hatten einen klareren Weg vor uns. Jetzt ist vieles ungewiss. Aber wir müssen weiterhin innovativ bleiben und kreativ sein. Wir müssen vorwärtsgehen, selbst inmitten der Unsicherheit.

Für weitere Informationen und Kontakt für die Regionen D/A/CH, Niederlande und Polen steht die Première Vison zur Verfügung unter der Exalis GmbH, E-Mail: m.sengchanh@premierevision.com.

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