Mit einem zeitgenössischen Titel wie I Don’t Want To Go To The Swiss Military gibt der talentierte Schweizer Student Noé Falchi bereits einen klaren Hinweis auf seine Haltung und seinen kreativen Ansatz. Seine Abschlusskollektion, die kürzlich auf der Graduation Show der renommierten Polimoda präsentiert wurde, ist mehr als nur eine Ansammlung von Kleidungsstücken: Sie ist ein starkes Statement gegen die Wehrpflicht in der Schweiz und eine visuelle Erzählung seiner persönlichen Erfahrungen.
Inspiriert von der Gegensätzlichkeit militärischer Kleidung, verbindet die Kollektion männliche und weibliche Elemente, um die Geschichte junger Menschen zu erzählen, die durch ihren Dienst geprägt wurden. Durch die Kombination der scharfen, strukturierten Silhouetten der Generäle mit den weicheren, fließenden Formen, die eher mit Frauen in Verbindung gebracht werden, schafft Falchi eine starke visuelle Erzählung, die traditionelle Geschlechternormen herausfordert und den obligatorischen Charakter des Militärdienstes kritisiert.
Im Interview öffnet er uns die Türen zu seiner Welt, in der er diese gegensätzlichen Stile gekonnt in Einklang bringt, soziale Fragen aufwirft und mit seiner kreativen Arbeit ein starkes Zeichen setzt.
I Don’t Want To Go To The Swiss Military – ein biografischer Titel? Kannst du uns mehr darüber erzählen, wie deine persönlichen Erfahrungen und Ansichten über den Militärdienst in der Schweiz diese Arbeit beeinflusst haben?
Als ich Tests für eine bestimmte Abteilung der Militärs absolvierte, sagte ich der Verwaltung, dass ich nach Italien gehen würde, um Modedesign zu studieren, wenn ich nicht in eine bestimmte Gruppe käme. Ich habe einen Test falsch verstanden und die erforderliche Punktzahl für die gewünschte Kategorie um nur einen Punkt verfehlt. Ich bin zufrieden damit, wie sich die Dinge entwickelt haben. Meine Abschlusskollektion ist ein visueller Ausdruck meiner Meinung über die Armee.
Deine Kollektion zeigt eine spannende Mischung aus maskulinen und femininen Elementen. Was hat dich zu dieser Gegenüberstellung inspiriert und wie ist es dir gelungen, diese scheinbar gegensätzlichen Stile zu vereinen?
Ich habe eine starke feminine Seite und ich glaube, dass ich einen Teil davon verloren hätte, wenn ich den Militärdienst absolviert hätte. Ich spiele gerne mit dem Kontrast zwischen maskulin und feminin sowohl in meinem persönlichen Stil als auch in meinen Designs. Das kommt mir ganz natürlich vor.
Du sagtest, dass Kreativität für dich eine Form der Befreiung ist und dass du lieber mit Kleidung als mit Lego spielst. Wie würdest du diesen kreativen Prozess beschreiben und welche Rolle spielen dabei deine Kindheitserinnerungen an das Spielen mit Lego?
Ich liebe es zu arbeiten, vor allem, wenn es sich wie Spielen anfühlt. Ich nehme verschiedene Elemente, die ich gefunden und gesammelt habe, und mische sie zu einer ausgewogenen Kollektion. Ich habe es mit Lego verglichen, weil man Stück für Stück etwas komplettes aufbaut.
In deiner Kollektion forderst und hinterfragst du traditionelle Geschlechternormen. Welche Botschaft möchtest du mit dieser visuell kraftvollen Erzählung vermitteln und wie hast du sie in deinen Entwürfen umgesetzt?
Ich wollte, dass meine Soldaten eine sensible Seite zeigen. Ich habe viele Freunde, bei denen ich gesehen habe, wie sie sich nach dem Militärdienst verändert haben. Ich wollte, dass sie zerbrechlich wirken, einschüchternd, aber auch stark, als ob sie kurz davor wären, in den Dienst zu treten.
Als aufstrebender Designer, der bereits seine Abschlusskollektion auf der Polimoda Graduation Show gezeigt hat, was sind deine Pläne und Ziele für die Zukunft?
Ich habe einen Beruf gefunden, mit dem ich sehr zufrieden bin. Mein persönliches Ziel ist es, an Wettbewerben teilzunehmen und schließlich meine zukünftigen Kollektionen selbstständig zu präsentieren. Diese Dinge brauchen Zeit und ich bin hier, um so viel wie möglich zu lernen. Mal sehen, wohin mich dieser Weg führt!